Gold und Silber - die erfolgreichsten Stunden des deutschen Hockeysports
Beide deutschen Mannschaften im olympischen Endspiel, am Ende Gold und Silber. Am 7. und 8. August 1992 liefen in Terrassa vor den Toren der spanischen Olympiastadt Barcelona die erfolgreichsten Stunden des deutschen Hockeysports ab.
Bei den Damen gab es im Gegensatz zur männlichen Seite im Vorfeld keine knallharte Erwartung nach einer Medaille, allenfalls eine Hoffnung. Das nach der Olympiapleite von Seoul radikal verjüngte Team, dessen Kern nun die U21-Weltmeisterinnen von 1989 bildeten, hatte zwar mit zweiten Plätzen bei der EM und der Champions Trophy sowie dem Sieg beim Olympia-Qualifikationsturnier (alles 1991) aufhorchen lassen, doch für eine olympische Medaille schien es vielen noch zu grün.
Spätestens der 1:0-Vorrundensieg über Titelverteidiger Australien war der Durchbruch, nach dem verdienten 2:1 im Halbfinale gegen Großbritannien eine Medaille bereits sicher. Und fast hätte ja auch noch der Griff nach Gold geklappt. Gegen Spanien stand es im Finalduell der beiden Außenseiter nach 70 Minuten 1:1. Franziska Hentschel hatte per Strafecke für den gerechten Ausgleich gesorgt. Als die jungen Deutschen in der Verlängerung mehr zuzulegen hatten und auf die Entscheidung drängten, platzte ein Konter der Gastgeberinnen dazwischen – 1:2 und bald danach Ende. In diesem Fall galt aber wirklich: Silber gewonnen, nicht Gold verloren.
Eine Stagnation auf höchster Ebene machten die deutschen Herren in den 80er Jahren durch. Immer drauf und dran, eine große Meisterschaft zu gewinnen, scheiterte die DHB-Auswahl schließlich beim Gipfelsturm. So gab es bei den Olympischen Spielen 1984 und 1988, den Weltmeisterschaften 1986 und 1990 sowie den Europameisterschaften 1983 und 1987 statt des Titels stets nur zweite oder dritte Plätze. Der dreimalige Gewinn der Champions Trophy (1986 bis 1988) linderte die Unzufriedenheit der meisten Spieler nur wenig. Im Oktober 1990 kam es zu einer im deutschen Hockey bislang einmaligen Revolte der Spieler, die eine weitere Zusammenarbeit mit dem seit 1974 im Amt befindlichen Bundestrainer Klaus Kleiter ablehnten und ihren Wunschkandidaten Paul Lissek beim DHB-Präsidium durchdrückten.
Lissek hatte im U21-Bereich in den 80er Jahren Titel en masse gesammelt (je drei Mal Europa- und Weltmeister in Folge) und führte nach Amtsübernahme tatsächlich auch die Herren-Nationalmannschaft sogleich zu Siegen: Europameister 1991, Champions-Trophy-Gewinner 1991 und 92. Als Favorit fuhr die DHB-Auswahl zu den Olympischen Spielen nach Barcelona. Allem Druck hielten die „Revoluzzer“ stand. Die Deutschen rangen in einem atemberaubenden Halbfinale Pakistan mit 2:1 nach Verlängerung nieder und besiegten dann im Endspiel Australien. Zwei Traumtore des Gladbachers Michael Hilgers bescherten den verdienten 2:1-Erfolg. 20 Jahre nach München war das zweite Olympiagold perfekt.
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