Hockey Nachrichten

 

Hamburg ist bereit

Perspektiven einer möglichen Hamburger Bewerbung um
die Olympischen und Paralympischen Spiele

 

 

27.10.2014 - Olympische und Paralympische Spiele in Hamburg sind ein Traum und dieser Traum ist realisierbar. Wir haben möglicherweise die Chance, die größte Sportveranstaltung der Welt in unsere Stadt zu holen. Die Sportvereine und –verbände haben darum bei der Mitgliederversammlung des Hamburger Sportbunds eine Resolution einstimmig verabschiedet, die sich mit Nachdruck für eine Bewerbung um die Spiele ausspricht. Das Präsidium des Hamburger Sportbunds war sich mit seinen Mitgliedern dabei völlig einig, dass alle die Spiele in Hamburg nur dann wollen, wenn sie unserer Stadt nachhaltig nutzen und vernünftig finanzierbar sind.

 

Mit den Ideen, die die Stadt gemeinsam mit der Handelskammer und dem Hamburger Sportbund am 1. September im Rathaus vorgestellt hat, ist es gelungen, die Planungen für die Olympischen und Paralympischen Spiele in bestehende Konzepte der Stadtentwicklung einzuflechten. Die allermeisten Veränderungen in der Stadt kommen ohnehin, ob mit oder ohne die Spiele. Mit der Durchführung würden alle Projekte nur enorm beschleunigt, da Geld zur Verfügung stünde, das sonst nicht da wäre.

 

Hamburg ist in der Lage, kompakte Spiele am Wasser und mitten in einer Millionenstadt durchzuführen. Das Zentrum der Spiele – mit Olympiastadion, Olympiahalle und -schwimmhalle – würde zusammen mit dem Olympischen Dorf auf dem Kleinen Grasbrook im Hafen liegen und einen neuen Stadtteil begründen. Dieser würde im Anschluss an die Spiele und nach Fertigstellung von weiterem Wohnraum ein Verbindungsstück zwischen der Stadtmitte Hamburgs im Norden, der Elbinsel Wilhelmsburg im Süden und dem Hamburger Osten sein. Der seit langem geplante „Sprung über die Elbe“ wäre damit gelungen.

 

Nur fünf Veranstaltungsstätten – Olympiastadion, Olympiahalle und -schwimmhalle sowie 7er-Rugby-Stadion und Kanu-Wildwasserstrecke – sind neu zu errichten. Nach Anpassung bzw. Teilrückbau können diese neugebauten Veranstaltungsstätten sinnvoll nachgenutzt werden. Die Olympiahalle auf dem Kleinen Grasbrook beispielsweise würde zu einem neuen Kreuzfahrtterminal, das Hamburg dringend braucht. Mit dem Olympischen Dorf würden rund 3.000 Wohnungen in Innenstadtnähe entstehen, die nach dem in Hamburg schon lange praktizierten und bewährten Mix, je ein Drittel Sozialwohnungen, frei finanzierte Wohnungen und Eigentumswohnungen, weiter bewirtschaftet würden.

 

Nach einem Rückbau auf 20.000 Plätze würde das Olympiastadion eine Lücke in der heutigen Sportstättenlandschaft schließen. Hamburg hätte eine international nutzbare Wettkampfstätte für Leichtathletik. Auch andere Sportarten, wie American Football, oder Konzerte und andere Versammlungen könnten dort eine Heimat in der Innenstadt finden.

 

Die Spiele in Hamburg wären Spiele der kurzen Wege. Innerhalb Hamburgs wären fast alle Austragungsstätten vom olympischen Zentrum aus in einer Reisezeit von unter 30 Minuten und Fahrstrecken von unter 20 Kilometern zu erreichen. Das gilt auch für die Trainingsstätten. Diese Trainingsstätten wären einer der großen Bereiche, in denen die Sportlerinnen und Sportler in den Hamburger Vereinen direkt profitieren würden. Es müssten bestehende Sportanlagen in Hamburg auf ein olympisches Niveau gebracht werden. Diese würden spätestens nach den Spielen dem Hamburger Vereinssport zur Verfügung stehen.

 

Die Kosten einer Hamburger Bewerbung um die Spiele und deren Durchführung in unserer Stadt ist das wohl am häufigsten diskutierte Thema. Das ist auf der einen Seite sehr gut so, denn jede Bürgerin und jeder Bürger muss wissen, was auf sie zukommt. Auf der anderen Seite hat Olympia aber so viel mehr zu bieten als nur eine Bilanz voller Zahlen. Die Begeisterung bei den Aktiven sowie den Zuschauern produziert bei allen Spielen einen Olympischen Geist, der unsere Stadt und besonders den Sport in Hamburg nachhaltig verändern würde. Der Sport würde in seiner gesellschaftlichen Bedeutung in Hamburg enorm gewinnen. Die in Hamburg allseits anerkannten sportpolitischen Ziele für die Jahre bis
2020, die Dekadenstrategie, würde einen zusätzlichen starken Schwung bekommen. Neben der Sanierung von Sportstätten liegt hier die große Chance, die sich allen Sportvereinen durch Olympische Spiele bietet. Das muss dem Nutzen der Spiele in Hamburg, neben der beschriebenen Stadtentwicklung, ebenfalls gutgeschrieben werden. Dieser Olympische Geist würde ebenso zum nachhaltigen Erbe der Spiele in Hamburg gehören wie andere Dinge, die in Steinen oder Zahlen messbar sind.

 

Jede Frage nach den Kosten der Spiele in Hamburg wird natürlich trotzdem zu recht gestellt. Bis zur Befragung aller Hamburgerinnen und Hamburger, ob eine Bewerbung auf den Weg gebracht werden soll, müssen auch ausreichend Informationen errechnet sein, um alle Fragen zu beantworten. Aktuell liegen diese Zahlen aber noch nicht vor. Dabei geht es um nichts anderes als das Einsparen von Kosten.

 

Hamburg hat sich entschieden, erst eine detaillierte Berechnung aller Kosten zu beauftragen, wenn wir als deutsche Bewerberstadt benannt wurden. Eine solche Berechnung umfasst viele einzelne Projekte, die in vielen Details übereinen Zeitraum von mindestens zehn Jahren erfasst werden müssen. Dafür braucht man hohe Kompetenz und Zeit und beides kostet entsprechend viel Geld. Das muss investiert werden, wenn Hamburg an den Start geht, aber nicht, wenn schon auf Bundesebene jemand anderes das Rennen macht. Sobald der DOSB seine Entscheidung für Hamburg getroffen hat, machen wir uns an die Arbeit.

 

Entscheidend bei der weiteren Diskussion um die Kosten einer Bewerbung und Durchführung der Spiele ist die Trennung von Kosten der Durchführung der Olympischen und Paralympischen Spiele und der Kosten, die für Investitionen in die Infrastruktur aufgewendet werden.

 

Die Durchführung der Veranstaltung Olympischer Spiele hat in der Vergangenheit eine schwarze Null geschrieben. Ein interessanter Bericht des britischen Rechnungshofes zu den Olympischen Spielen 2012 in London belegt das beispielsweise sehr anschaulich. Dies widerlegt die Behauptungen von Olympia-Kritikern, die Kosten der Spiele in London seien explodiert.

 

Andere Kosten sind vor und während der Spiele in London tatsächlich zum Teil deutlich gestiegen. Hier hat Hamburg aber ein anderes Konzept vorgelegt, das die Entwicklung der Infrastrukturkosten berechenbar macht und vor allem nur dort investiert, wo Hamburg ohnehin investieren muss. Die Infrastrukturinvestitionen fließen in Projekte, die Hamburg auch ohne die Spiele plant und durchführt. Dazu gehören beispielsweise der beschriebene „Sprung über die Elbe“ oder der damit verbundene Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs. Diese Projekte wären mit den Spielen nur sehr viel schneller umsetzbar, da weitere Finanzierungsquellen zur Verfügung stehen würden. Dabei muss jedem klar sein, dass dieses Geld nur kommt, wenn Hamburg die Spiele ausrichtet.

 

Niemand in Hamburg muss sich Sorgen machen, dass unsere Stadt sich an den Spielen verhebt. Hamburg hat die Schuldenbremse des Grundgesetzes in die eigene Landesverfassung übernommen und darf darum ab 2020 keine neuen Schulden mehr machen. Eine Verschuldung für eine Olympiabewerbung wird es darum in Hamburg nicht geben.

 

In jedem Fall werden alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt die Gelegenheit haben, Ihre Meinung zu sagen und mitzubestimmen, ob Hamburg sich um die Spiele bewerben soll. Schon bei der Entwicklung der Ideen, die am 1. September vorgestellt wurden, konnten sich alle einbringen. Unter www.hamburg.de/spiele-fuer-hamburg sind alle Informationen gebündelt und ein Briefkasten für Ideen noch immer offen. Es kann nicht oft genug appelliert werden: Beteiligt Euch!

 

Der wichtigste Moment in Hamburg wird das Referendum sein. Nach der bisherigen Zeitplanung soll es im Frühjahr 2015 durchgeführt werden. Dort haben alle Hamburgerinnen und Hamburger die Möglichkeit, über eine mögliche Bewerbung abzustimmen.

 

Es kann sein, dass der bisherige Zeitplan noch verändert wird. Der DOSB hat dies zu verschiedenen Anlässen angedeutet. In der DOSB-Präsidiumssitzung Ende Oktober 2014 wird demnach wohl keine Empfehlung für Hamburg oder Berlin abgegeben. Eine endgültige Beschlussfassung für eine der beiden Städte wird auf der DOSB-Mitgliederversammlung im Dezember 2014 voraussichtlich auch nicht erfolgen. Begründung hierfür ist, dass erst nach der DOSB-Mitgliederversammlung die Ergebnisse der IOC Agenda 2020 erwartet werden, die eventuell noch Auswirkungen auf einen Bewerbungsprozess haben können. Mit einer Entscheidung des DOSB, ob und mit welcher Stadt sich Deutschland bewirbt, ist somit nach heutigem Stand erst im Frühjahr 2015 zu rechnen.

 

Die IOC Agenda 2020 ist der Reformprozess, den Präsident Dr. Thomas Bach dem IOC und den Olympischen Spielen verordnet hat. Es wird sich etwas ändern müssen, da dem IOC die Bewerber um die Spiele auszugehen drohen. Niemand mag mehr gigantische Spiele, die viele Milliarden verschlingen und von denen die Bürger vor Ort nichts haben.

 

Hamburg hat mit seinem Konzept für die Spiele einen Vorschlag gemacht, wie die Spiele in einer demokratischen Bürgergesellschaft in einem vernünftigen finanziellen Rahmen funktionieren können und den Menschen vor Ort nachhaltig nutzen. Wenn das IOC Spiele in dieser Dimension nicht will, dann wollen wir die Spiele nicht in unserer Stadt.

 

Es macht aber keinen Sinn, das IOC wegen bisheriger Positionen täglich polemisch an den Pranger zu stellen. Olympische Spiele gehören nicht dem IOC, sondern der begeisterten Sportfamilie der Welt. Darum sollten wir dem IOC helfen, die Spiele weiterzuentwickeln. Hamburg macht ein Angebot, mit dem dies gelingen kann. Wer, wenn nicht die Mitglieder der Sportvereine in Hamburg, könnten dies glaubwürdiger in die Stadt vermitteln?


Pressemitteilung Hamburger Sportbund (HSB), Oktober 2014

von Dr. Jürgen Mantell

 

 
29. März 2024
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