Short Corner 21 - 11. November 2002

   

Das setzt Hupe die Crone auf

Zunächst einmal muß ich mein Bedauern ausdrücken. Darüber, daß die Webmaster die Fan-Mail-Seite verdunkelt haben. Da fehlt uns doch allen etwas. Und das alles nur wegen eines (oder zwei) einsamer Liebesschwüre. Dabei ist SIE in relativ festen Junioren-Nationalspieler-Händen. Liebe Webmaster, macht bitte wieder Sonnenschein.

Haben Sie ihn auch gesehen. Unseren Erfolgsdoktor Michael Green. Am letzten Mittwoch im ARD-ZDF-Mittagsmagazin. Es ging um die Arbeitszeitbelastungen der Mediziner. Illustriert am Beispiel des Marien-Unfallkrankenhauses in Hamburg. Und da saß er auch schon. Ganz aufmerksam seinem Chef lauschend, ganz in OP-Grün, nomen est omen.

Nun aber zur Sache.
Abweichend von dem üblichen Klatsch und Tratsch will ich Ihnen heute einmal einen Spieler näherbringen, der mir auf der Südamerika-Reise noch mehr als ohnehin schon imponiert hat, dieses Mal auch noch als Mannschaftskapitän. Wer anhand dieser Seiten und vor allem seiner Seite, Hupes Corner, am Geschehen rund um die Nationalmannschaft Anteil nimmt, mag den Eindruck gewinnen, hier sei ein alles-und-unentwegt-fressender Alleinunterhalter am Werk. Das stimmt auch. Aber ist nur ein Bruchteil der Persönlichkeit Crone.
Spätestens wenn er die weißen Linien übertritt, ist er konzentriert bis unter die zur Zeit sehr kurzen Haarspitzen. Viele konnten sich ja in diesem Jahr in Deutschland überzeugen, wie konzentriert, wie unüberwindlich er im Zweikampfverhalten ist. In Südamerika war er ohne sein Alter ego, zumindest fürs Hockey, Florian Kunz, auf sich gestellt, aber nicht allein. Auch wenn Überzahlangriffe auf unsere Abwehr zuliefen und nicht, wie gerade zwischen den Beiden, gedoppelt werden konnte, oft war schon beim ersten 1:1 für die Angreifer Endstation. Endstation Hupe. Und genauso nahm er allein die Verantwortung auf sich (das ist es, immer und überall), für die langen Schrubb-Bälle weit in den Angriff zu sorgen. In allen fünf Spielen Weltklasse.
Aber die ist kein Zufall. Dahinter steckt, das wissen wir spätestens seit der spielerischen Leichtigkeit des Kaisers, immer auch gewissenhafte Arbeit. Und mehr als nur Durchschnitt. Viele, vielleicht auch Mannschaftskameraden, sehen in Hupe nur die immer gut gelaunte, zu jedem Blödsinn aufgelegte Frohnatur. Die wenigsten, gerade die jüngeren unserer Nationalspieler (und hier spreche ich auch alle Jugendnationalspieler an, sich hier einmal ein Beispiel zu nehmen), sehen, daß diese Weltklasse nicht von ungefähr kommt. Auch an Morgen, an denen der Trainer keinen Morgenlauf auf den Programmzettel geschrieben hat, macht Hupe seinen Lauf. Auch zu Hause, wenn es keiner sieht. Auch alle anderen Anforderungen, die Bernhard Peters seinen Zöglingen ins Stammbuch schreibt. Weil er weiß, daß er sich nicht für den Trainer engagiert, sondern für sich und die Mannschaft verantwortlich ist. Ohne daß dieses alles bei ihm streber- oder schleimerhaft wirkt. Auch wenn er sich in Mannschaftssitzungen hinter seinen Trainer stellt oder besser noch davor, und aus der Mannschaft heraus mehr Engagement, mehr "Griffigkeit", mehr Aggressivität fordert, er findet die richtigen Worte. Auch kritische. Er ist kein Ja-Sager. Ehe ich jetzt zu pathetisch werde, kurz danach am Mittagstisch ist er gleich wieder der blödelnde 25-Jährige, der mit Speisen herumsaut oder verschiedene Körperlaute von sich gibt (nein, "Hupe" kommt nicht daher. Bravo-Sport hat es ja längst verraten). Natürlich hat er sich, kaum daß er irgendwo im Auto sitzt, längst des Radios bemächtigt und spielt so lange an den Sendern, bis seine Musik über den Äther kommt. Natürlich kennt er alle Liedertexte auswendig. Und sein Musikgeschmack ist, wie er selbst, vielfältig. Die Geschichte mit der eigenen Band ("So why"), in der er als Schlagzeuger wirkt, ist längst besungen.

Und wenn Sie seine Hup-Konzerte auf unserer Homepage lesen, das ist ja nicht nur so dahin geschriebenes Geblödel. Dahinter steckt in seinen Assoziationen ja ganz viel Kultur, ob Literatur, Film oder auch die humanistische Schulbildung. Umfassende Bildung, die sich in allen Gesprächen mit ihm zeigt. Er ist einfach neugierig im positiven Sinn. Die "Süddeutsche" gehört deshalb mit dem geliebten "Streiflicht" und seinem, wie meinem Lieblingsautor Axel Hacke zum festen Frühstücksbestandteil. In allem der Anspruch auf Perfektion. Als ich ihn in der Anfangsphase unserer Zusammenarbeit nach einem, wie ich fand, gutem Länderspiel nach dem Spiel gratulierte, war er nur mürrisch. "Warum?" – meine Frage. "Ich habe Fehler gemacht. Das war nicht perfekt." Diesem Anspruch versucht er in allem nachzukommen, beim Hockey oder bei seinem Biologie-Studium, das er trotz der inzwischen 212 Länderspiele seit 1996 (die ihn schon zur Nr. 12 der ewigen Rangliste machen) und der 77 Jugendländerspiele (er war zwischen 1992 und 1997 in allen Jugendnationalmannschaften regelmäßig dabei) zeitgerecht im nächsten Jahr zum Abschluß bringt. Im Augenblick steht nur noch die Diplom-Arbeit an und dann ist freie Bahn für Olympia 2004. Auch diese Planung der Freiräume und Studiumsbelastungen von langer Hand entworfen. Ungefähr ein Jahr vorher telefonieren wir, damit Nationalmannschaftstermine (immerhin 90 Tage in diesem Jahr) und Studiumsanforderungen harmonieren. Trotz dieser Belastungen (dazu kommt ja auch noch der Bundesligaverein Rot-Weiß München) glaube ich, daß Hupe gegenüber Gleichaltigen nicht wirklich etwas fehlt oder er nachhaltig auf etwas verzichten mußte. Aber ungeheuer viel gewonnen hat, nicht nur auf dem Spielfeld.

Bernhard Peters hat mir einmal gesagt, daß allenfalls die Hälfte der Qualitäten eines Nationalspielers technische Talente seien, viel wichtiger seien die sozialen Talente. So wünscht sich auch Peters, daß "sich noch mehr Spieler an ihm orientieren, er ist ein großes Vorbild".
Hupe – kannst wieder runterkommen.


Bleiben Sie uns verbunden –

HockeyHerzlichst

  Foto: Dieter Reinhardt (info@direvi.de)

Philipp Crone und Björn Michel 2002 beim Gewinn des Weltmeister-Titels


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Foto: Sportfoto.tv

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