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Bernd Schöpf


WM 2006 in Mönchengladbach
Heimspiel für den Teammanager


Der Mönchengladbacher Bernd Schöpf ist auch bei der WM verantwortlich für das Torwarttraining und das „Interchanging“ So nahe dran ist sonst keiner: Nur sieben Kilometer Luftlinie liegen zwischen der Wohnung von Bernd Schöpf in der Mönchengladbacher Kaiserstraße und der Austragungsstätte der BDO Hockey Weltmeisterschaft der Herren. Der Teammanager der deutschen Hockeyherren könnte mit dem Fahrrad zum Warsteiner HockeyPark anreisen, wo von 6. bis 17. September die WM-Action steigt.

„Meistens fahre ich aber doch mit dem Auto, denn ich habe ja, von den Bällen angefangen, immer allerhand Zeug mitzuschleppen“, sagt Schöpf über seine Einsätze, wenn sich die besten deutschen Hockeyspieler mal wieder - wie ab dem heutigen Donnerstag, 9. August, bis Sonntag - zu einem ihrer zahlreichen Vorbereitungslehrgänge im großen Stadionkomplex im Mönchengladbacher Nordpark treffen. Schöpf ist der einzige im gut 25-köpfigen deutschen WM-Tross, dem bei der Weltmeisterschaft 2006 ein echtes Heimspiel bevorsteht. Zwar wird dem deutschen WM-Kader auch der für den Gladbacher HTC in der Bundesliga spielende Jan-Marco Montag angehören, doch der 22-jährige Verteidiger lebt in Köln. „Ich freue mich auf die WM in meiner Stadt, das ist schon etwas ganz Besonderes“, gibt sich der Teammanager erwartungsfroh. „Von den Kunden werde ich zuletzt sehr oft darauf angesprochen“, erzählt der Inneneinrichter über seinen steigenden Bekanntheitsgrad als „Hockey-Vorzeigemodell“ der Niederrhein-Metropole. Langsam, aber sicher bricht hier das Hockey-WM-Fieber aus. Seit sechs Jahren sitzt Teammanager Bernd Schöpf (r.) bei jedem Länderspiel an der Seite von Bernhard Peters.
In Mönchengladbach hat Schöpf die meisten Jahre und erfolgreichste Zeit „meines erfüllten Hockeylebens“ zugebracht. Sportliche Krönung war der Gewinn der Deutschen Feldhockeymeisterschaft 1981 mit dem Gladbacher HTC, für den er bis zum 50. (!) Lebensjahr als zweiter Torwart im Bundesligakader stand. „Mit 49 hatte ich sogar noch mal einen Einsatz“, schmunzelt der heute 62-Jährige, der dann auch einige Jahre als Bundesligatrainer für den GHTC tätig war. Heute trainiert der Gladbacher die Herren von ETUF Essen, mit denen er jüngst in die 2. Bundesliga zurückgekehrt ist.
Als Bernhard Peters Ende 2000 zum neuen Trainer der deutschen Herren- Nationalmannschaft berufen wurde, da holte er in seinen Betreuerstab sogleich Bernd Schöpf. Dieser war seitdem zuständig für das Torhütertraining sowie bei den Länderspielen für das vom Chefcoach gern genutzte Interchanging. „Ich erledige ungefähr 80 bis 90 Prozent der ständigen Ein- und Auswechslungen der Spieler. Das ist ein sehr verantwortungsvoller Job, aber Bernhard hat da großes Vertrauen in mich, und ich halte ihm damit den Rücken frei“, beschreibt Schöpf die Arbeitsteilung auf der Bank. Viel falsch gemacht haben kann der Teammanager nicht, schließlich erlebte man gemeinsam knapp sechs höchst erfolgreiche Jahre: Sieg bei der Champions Trophy 2001, Gewinn der Weltmeisterschaft 2002 und der Hallen-Weltmeisterschaft 2003, erfolgreiche Titelverteidigung bei der Europameisterschaft 2003 und schließlich die Erringung der olympischen Bronzemedaille 2004. „Nicht nur wegen der vielen Erfolge ist das ein klasse Job. Es macht einfach Spaß mit den jungen Leuten und der eingeschworenen Betreuertruppe. Die Entwicklung von einzelnen Spielern und der gesamten Mannschaft hautnah mitverfolgen zu können, ist eine aufregende Sache“, sagt Schöpf, dem vor allem deswegen der hohe Zeitaufwand (manchmal über 100 Tage im Jahr) und die geringe Entlohnung wenig ausmacht. „Ich bin eben ein Idealist.“

Dem Turnier im Warsteiner HockeyPark sieht Bernd Schöpf optimistisch entgegen. „Unsere junge Mannschaft hat vor wenigen Wochen mit der Finalteilnahme bei der Champions Trophy noch einmal einen großen Sprung nach vorn gemacht. Eine Medaille müsste bei der WM schon drin sein“, glaubt er und hält auch eine erfolgreiche Titelverteidigung für nicht ausgeschlossen: „Unter den ersten Sechs der Welt ist es momentan sehr eng. Da kann viel geschehen. Und vielleicht hilft uns ja der Heimvorteil. Die Jungs fühlen sich in ihrem ,Wohnzimmer‘ im HockeyPark jedenfalls sehr wohl.“ Bernhard Peters wird nach der WM seine Hockey-Trainerkarriere vorerst beenden und im Fußball weitermachen. Wer seine Nachfolge im Deutschen Hockey-Bund antritt, weiß noch keiner – auch nicht der derzeitige Teammanager. Wird die Mönchengladbach-WM auch der Schlussakkord für Bernd Schöpf? „Es ist Sache des neuen Trainers, sich seinen Betreuerstab zusammenzustellen. Ich wäre willens, als Teammanager weiterzumachen. Ich fühle noch genügend Spannung in mir. Außerdem bin ich nie krank.“