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Auszeit im Hallenhockey: großer Erfolg - weitermachen? |
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Die Übungsleiter hatten sich in der DHZ-Umfrage mit unterschiedlichen Fragestellungen auseinander zu setzen: Neben persönlichen Motiven für die Auszeit und den dabei gemachten Erfahrungen interessierte besonders eine Bewertung des Versuchs und die Meinung zu einer festen Übernahme ins Regelwerk Halle. In diese abschließende Betrachtung sollten mögliche Modifikationsvorschläge, etwa in Bezug auf eine Ausweitung der Regelung (öfters oder längere Auszeiten) bzw. Einführung im Feldhockey und im Jugendbereich mit einfließen. Für einen weit überwiegenden Teil der befragten Trainer wurde die Auszeit vorwiegend in zwei Spielsituationen genutzt. Innerhalb der 60 Sekunden konnten taktische Änderungen bekannt gegeben werden, um so auf einen unvorhergesehenen Spielverlauf und neue Taktiken des Gegners zu reagieren. Auch das Ziel, Ruhe ins eigene Team zurückzubringen, war für mehr als 85 % der Befragten als Beweggrund ausschlaggebend. Dagegen scheint das Motiv, den Rhythmus, den „Lauf“ des Gegners zu unterbrechen, weniger wichtig zu sein: Nicht mal mehr jeder Zweite gab dies als vorwiegenden Beweggrund an. Vereinzelt wurde auch genannt, dass die Mannschaft mal richtig Luft holen und verschnaufen soll. „Ich will den Dampf herausnehmen und gleichzeitig die Kreativität meiner Mannschaft wieder fördern“, sagt Damentrainer Rauth vom neuen und alten Hallenmeister Rüsselsheim. Für Michaela Scheibe (HTHC) spielt in der Auszeit die Motivierung ihrer Mannschaft eine entscheidende Rolle. Das Herren-DM-Finale in Duisburg lieferte hierfür seinen Beweis: Beim Stand von 2:6 konnte der HTHC nach eigener Auszeit in der 42. Minute den Rückstand bis zum Spielende ausgleichen. Dass sich eine Auszeit tatsächlich positiv auf die nachfolgende Spielphase ausgewirkt hat, war in dieser Bundesligasaison kein Einzelfall. So gaben viele Übungsleiter an, dass sie sogar häufig bis immer positiven Einfluss auf den weiteren Spielverlauf genommen hat. „Für meine Mannschaft hat es stets je nach Grund der Auszeitnahme eine positive Beeinflussung auf das Spiel gegeben.“ Mit dieser Aussage steht Ulrike Sluga (ATV Leipzig) keineswegs allein dar. Nur ganz vereinzelt hält sich - wie bei Düsseldorfs Volker Fried - die Begeisterung über die Auswirkungen in Grenzen: „Wir haben nur einmal von der Auszeit profitiert – für mich war es ein interessanter Versuch, der sportlich nur bedingt hilfreich sein kann.“ Bei der häufigen positiven Einflussnahme der Auszeit verwundert es nicht, dass so gut wie alle den Testversuch als positiv bewerten und sich in ihren Erwartungen bestätigt, wenn nicht sogar übertroffen sehen. „Ich habe mir die Auszeit schon lange gewünscht. Sie ist auch bei anderen Sportarten ein guter und wichtiger Bestandteil des Spiels. Ich bin froh, dass wir beim Hockey jetzt auch endlich soweit sind,“ bilanziert York Schumacher (Großflottbek). Einzig Helmut Schröder vom Berliner HC kann (obwohl die BHC-Herren immerhin mit einer Auszeit pro Spiel über dem Durchschnitt der Frauen lagen!) ihr nichts Positives abgewinnen: „Ich halte die Auszeit für überflüssig. Sie bringt nur Unruhe ins Spiel und bringt einen aus dem Rhythmus. Man wird überrascht von Auszeiten der gegnerischen Mannschaften.“ Über 90 % der befragten Trainer halten den Versuch für so gelungen, dass eine feste Übernahme ins Hallenregelwerk angestrebt werden sollte. Unterschiedlicher Meinung ist man nur, inwieweit das bisher Praktizierte zu modifizieren ist. Während einerseits Stimmen gegen eine Verkomplizierung und für eine Beibehaltung der in 2004/05 praktizierten Auszeit laut werden, finden sich vor allem auch Befürworter für eine auf 90 Sekunden verlängerte Spielunterbrechung. „Die Zeit von 60 Sekunden ist zu kurz, um positiv auf die Mannschaft einzuwirken. Sie reicht gerade mal zum Durchschnaufen,“ plädiert Bernd Schuckmann (GTHGC) auf eine Änderung. Carlos Gomes (TSV Mannheim) und Uli Weise (HC Heidelberg) schlagen vor, in der meist hektischeren zweiten Halbzeit eine weitere Auszeit zu genehmigen. Die bisherige Handhabung, dass die Unterbrechung nur beim ruhenden Ball (aber nicht nach Verhängung einer Strafecke) genommen werde darf, stört den Herrentrainer des Rüsselsheimer RK, Kai Stieglitz: „Ich wäre dafür, dass man bei jedem Ballbesitz zu diesem taktischen Mittel greifen darf.“ Kontrovers diskutiert wird auch, ob eine Ausweitung des Versuchs auf den Jugendbereich anzustreben ist, wobei aber nur knapp ein Drittel der Befragten eine Ausweitung wünscht. „Bei der Jugend soll das Spielen vorrangig sein. Das bedeutet gleichzeitig aber auch, möglichst wenig Taktik, gerade im laufenden Spiel“, sagt Klipper-Trainer Markku Slawyk, der auch die organisatorischen Probleme bei den Hallenspielen in Turnierform anspricht. Dagegen sehen Leverkusens Andreas Höppner und Dürkheims Robert Willig die Auszeit im Jugendbereich als sinnvolles, pädagogisches Mittel der Ausbildung an. Einig ist man sich jedoch darüber, dass es in tieferen Altersklassen bei Spielzeiten unter 15 Minuten keinen Sinn macht, das Spiel durch Unterbrechungen zu „zerstören“. 50 % dafür, 50 % dagegen – so lautet das Umfrageergebnis zu der Frage, ob der Versuch auch im Feldhockey durchgeführt werden sollte. Die Einen versprechen sich dort ähnlich positive Auswirkungen, andere lehnen den Vergleich zur Halle ab, da die Taktik und die Einflussnahme auf dem Feld eine andere ist und da die langen Wege für eine Auszeit kontraproduktiv sind. Es bleibt abzuwarten, wie der Verband mit der Auszeit weiter verfährt. Alles andere als eine Beibehaltung der praktizierten Versuchsregelung in der kommenden Hallensaison wäre jedoch aufgrund der überwiegend positiven Resonanz eine Überraschung. Und man hat in diesem Winter auch seine Kinderkrankheiten gehabt, von denen für die Zukunft gelernt werden kann. In einem der DM-Endrundenspiele in Duisburg folgte der 60-sekündigen Auszeit eine bestimmt über zwei Minuten dauernde Zwangspause, weil die auf dem Spielfeld zum Mannschaftskreis versammelten Spieler durch umgekippte Getränke und auch größeren Schweißverlust die unmittelbare Fortsetzung des Spieles unmöglich machten. So etwas ist schlicht ärgerlich. |
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