![]() | ||||
Abschiedsrede von Claude Seidler auf dem Bundestag |
||||
Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Hockeyfreunde, nach vier Jahren Mitarbeit im Vorstand als Verantwortlicher für das Schiedsrichterwesen habe ich dem Präsidium und meinen Vorstandskollegen Anfang April mitgeteilt, dass ich nach dem diesjährigen Bundestag für eine weitere Mitarbeit nicht mehr zur Verfügung stehe. Aufgrund der Diskussionen in den letzten Wochen halte ich es für erforderlich, die Angelegenheit nochmals aus meiner Sicht zu schildern. In § 38 (2) der Spielordnung ist geregelt, dass lizenzierte Schiedsrichter und Beobachter freien Eintritt u. a. zu Bundesligaspielen und Deutschen Meisterschaften erhalten. Und das auch aus guten Gründen. Der Besuch dieser Spiele dient in erster Linie ihrer Fortbildung. Nur durch den regelmäßigen Besuch von Spitzenhockey ist auch eine Verbesserung der eigenen Leistung möglich. Schiedsrichter müssen nicht nur selbst viele Spiele leiten sondern auch durch den Besuch anderer Spiele an sich arbeiten. Dort können sie sehen, wie andere Schiedsrichter Spiele leiten und auf diese Weise wichtige Rückschlüsse für ihren eigenen Pfeifstil ziehen. Deutsche Endrunden sind dafür natürlich besonders gut geeignet. Im Bundesligaausschuss wird seit einigen Monaten an der Erstellung eines Event – Guides (früher sagte man hierzu Leitfaden) für Deutsche Meisterschaften gearbeitet. Schon bei Vorliegen des ersten Entwurfs habe ich bemängelt, dass die Regelungen des vorhin zitierten Spielordnungsparagrafen nicht darin verankert sind. Hierauf habe ich nochmals bei der Vorstandssitzung im Januar hingewiesen. Im Protokoll über diese Vorstandssetzung ist auch festgehalten, dass die Bestimmungen der Spielordnung bezüglich des freien Eintritts in den Event – Guide eingearbeitet werden müssen. Dem wurde auch nicht widersprochen. Völlig überrascht wurde ich dann von dem Antrag des Bremer Hockey – Verbandes (der Vorsitzende ist auch Mitglied im Bundesligaausschuss) vom 01.04.2005 an den Bundesrat, den letzten Satz dieser Bestimmung zu streichen. Dieser Satz lautet: „Bei Vorlage dieses Ausweises haben diese Schiedsrichter und Schiedsrichterbeobachter zu allen in Absatz 1 genannten Spielen freien Eintritt“. Interessant die in dem Antrag genannte Begründung: „Neben den Schiedsrichtern und Schiedsrichterbeobachtern gibt es eine Vielzahl von ehrenamtlich Tätigen im Hockeysport. Es ist nicht einzusehen, warum gerade diese freien Eintritt haben, ein ehrenamtliches Vorstands- oder Ausschussmitglied im DHB oder in einem Verband oder ein Bundesligastaffelleiter aber nicht“. Als ich dann wenige Tage später eine aktuelle Version des Event – Guides erhielt, der nächste Schlag. Statt wie im Vorstand beschlossen, die geltenden Bestimmungen der SPO einzuarbeiten, musste ich lesen, dass für die Schiedsrichter ein Kontingent von 20 – 30 Karten pro Veranstaltungstag kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Dann war da noch ausgeführt, mit welchem bürokratischen Aufwand dies durchgezogen werden sollte. Da war mir dann auch klar, warum der Antrag auf Änderung der SPO gestellt wurde. Denn das eine geht ja ohne das andere nicht. Ausschlaggebend für meine Entscheidung ist nicht die Diskussion selbst, sondern die Art und Weise wie sie geführt wurde. Ich sehe es als selbstverständlich an, dass mit den Betroffenen, in diesem Fall den Verantwortlichen im Schiedsrichterwesen, vorher, ich betone vorher, gesprochen wird. Die Argumentation, mit dem Antrag und der Vorlage des Event – Guides seien noch keine Entscheidungen getroffen, lasse ich nicht gelten. Hier wurde das Schiedsrichterwesen, bewusst oder unbewusst, einfach übergangen. Und wenn es sich um Missverständnisse innerhalb des Bundesligaausschusses gehandelt haben sollte, hätte man ja reagieren und z. B. die Anträge zurückziehen können. Stattdessen lese ich in der DHZ, dass niemand den freien Eintritt für Bundesligaschiedsrichter und Beobachter bei Bundesligaspielen abschaffen will. Wenn das so sein soll, muss auch der Antrag entsprechend formuliert werden. Ich weiß auch nicht, warum es bei den Ausrichtern von Endrunden Unklarheiten bezüglich des freien Eintritts des genannten Personenkreises geben soll. In der SPO ist doch alles eindeutig geregelt. Ich habe schon immer die Meinung vertreten, dass ehrenamtliche Tätigkeit in erster Linie Spaß machen muss. Die Diskussion vor vier Jahren, ob der Vorstand Schiedsrichter vom Bundestag gewählt oder vom Präsidium berufen wird, war für mich daher auch nebensächlich. Der Spaß ist verloren gegangen, außerdem ist auch ein beträchtlicher Vertrauensverlust entstanden. Einige mögen meinen Schritt als überzogen empfinden. Wer mich kennt, weiß jedoch auch, dass ich konsequent handle. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, noch auf ein Thema einzugehen, das mir sehr am Herzen liegt. Ich meine den Umgang zwischen den Vereinen, den Trainern und Betreuern auf der einen und den Schiedsrichtern auf der anderen Seite. Die Vorkommnisse bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Duisburg, wo sich zwei Trainer von beteiligten Herrenmannschaften völlig daneben benommen haben, sind noch nicht vergessen. Die KSR hat sich in den vergangenen Jahren bemüht, das Verhältnis insbesondere zu den Trainern und Betreuern zu verbessern. Wir haben bei Jugendendrunden und erstmals jetzt auch in Duisburg im Erwachsenenbereich vor den Spielen Trainer und Betreuer zu einer Besprechung eingeladen, um spezielle Regelauslegungen klarzustellen. Hier wurde auch nochmals das Verhalten der Trainer und Betreuer auf den Bänken angesprochen. Leider nicht immer mit dem erhofften Erfolg. Selbst im Jugendbereich, wo die Trainer ja vor allen Dingen auch eine Vorbildfunktion haben, kommt es immer wieder zu Ausschreitungen. Ich bitte daher alle Verantwortlichen in den Vereinen, Verbänden und auch im DHB dafür Sorge zu tragen, dass sich das Verhältnis normalisiert. Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass Schiedsrichter auch Fehler machen. Und wie bei den Spielern gibt es auch bei Schiedsrichtern gute und weniger gute. Bei all dem darf aber nicht vergessen werden, dass im Hockey pro Spiel zwei Schiedsrichter benötigt werden. Ohne die geht es halt nicht. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, meinen Mitstreitern in der KSR, die mich die letzten vier Jahre begleitet haben, recht herzlich zu danken. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, bin ich der Meinung, dass wir das Schiedsrichterwesen in vielen Punkten weitergebracht haben. Für die Unterstützung möchte ich auch ausdrücklich dem Präsidium und meinen Vorstandskollegen danken. Meinem Nachfolger wünsche ich viel Erfolg, wenn er es will, bin ich gerne bereit, ihn während der Einarbeitungszeit entsprechend zu unterstützen. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute. Danke, dass Sie mir zugehört haben. |
||||
|