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Rückblick: EM-Schiedsrichter in der Kritik |
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Man mag bei der angesprochenen Situation trefflich darüber streiten, ob Spaniens Freixa gegen zwei ihn bedrängende holländische Abwehrspieler tatsächlich durch Stockstellen den gegnerischen Schlägerkontakt regelrecht provoziert hatte, oder ob es wirklich ein Stockschlagen der Verteidiger war, wie eben Schiri Pilgrim die Sachlage beurteilte. In der Tat keine einfache Entscheidung, und bekanntlich hat der Unparteiische keinen TV-Beweis oder ähnliches für seine spontane Tatsachenentscheidung parat. Im Vergleich dazu waren andere Pfiffe während der EM wahrscheinlich einfacher zu setzen, und trotzdem misslang dies den Schiedsrichtern in Leipzig öfters, vor allem in der Schlussphase des Turniers. „Die sind vom Tempo eines Spiels wie Spanien gegen Deutschland einfach überfordert“, sah Bundestrainer Bernhard Peters den Grund. Zwei Weltklassemannschaften, die sich ihren Standard durch harte Trainingsarbeit auf vielen Ebenen erworben haben, standen Schiedsrichtern „der zweiten oder gar nur dritten bis vierten Klasse“ (Peters) gegenüber, „die offenbar keine vernünftige Ausbildung erhalten und auch kaum interessiert sind, regelmäßig zu trainieren und sich selbst weiterzuentwickeln – das stinkt mir“, ließ der DHB-Chefcoach seinem Ärger ungebremsten Lauf. Die Schuld für die Missstände heftete Peters nur bedingt den Pfeifenmännern selbst an. „Es gibt hier keinen vernünftigen Umpires Manager“, wetterte der Bundestrainer Richtung europäischer Verband samt dem für diesen Posten eingesetzten Spanier Antonio Morales. In der Tat war es für Turnierbeobachter nur schwer nachvollziehbar, dass der von vielen als einer der schwächsten Schiedsrichter der Vorrunde ausgeguckte Australier Paul Ludwig für ein Halbfinale angesetzt wurde, nur weil er die größtmögliche Nationenneutralität der zehn anwesenden Pfeifenleute gewährleistete. „Das ist halt so“, konnte der DHB-Schiedsrichterwart Jan-Jochen Rommel dazu nur sagen. Nicht nur der frühere internationale Unparteiische Rommel hätte von den Leistungen her in der Vorschlussrunde eher den Holländer Rob den Cate oder den Deutschen Markus Petter erwartet. Diese hatten am Ende darunter zu leiden, dass ihre Nationen sportlich noch im Rennen waren. Für Markus Petter wurden es, wie für die meisten seiner Kollegen, vier Turniereinsätze, darunter zwei kuriose, wie der 37-Jährige später anmerkte. Dass ein Spiel mit der fünften Folgeecke nach Schlusspfiff schließlich noch das Siegtor bringt, „habe ich noch nie gehabt“, wie Petter das glückliche 2:1 des späteren Europameisters Spanien in seinem Auftaktspiel gegen Polen beschrieb. Und bei der Partie Polen gegen Frankreich vermisste der Hamburger „jeglichen Widerstand der Franzosen“, die aus taktischen Gründen offenbar nichts gegen die sich abzeichnende Niederlage unternahmen. Solange ein Team keinen wirklichen Regelverstoß begeht, sind in solch einer ungewöhnlichen Situation jedoch auch einem Schiedsrichter die Hände gebunden. Markus Petter war am Ende mit sich und seiner EM-Leistung im Reinen. „Vollauf zufrieden mit Markus, den ich hier im oberen Drittel gesehen habe“, war auch sein „Chef“ Jan-Jo Rommel, der hofft, dass es für Petter mit jetzt über 50 Länderspielen „endlich der Durchbruch“ war. Markus Petter steht derzeit noch auf im so genannten World Development Panel des Weltverbandes FIH. Mit der angestrebten Nominierung für das WM-Qualifikationsturnier im April 2006 in China hofft Petter den Sprung in die höchste Weltebene der Schiedsrichter zu schaffen." |
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