zurück
Rückblick auf die WM in Madrid aus Schiedsrichtersicht

Werbung für die WM gab es kaum. Interessanterweise aber gab es des Öfteren ganzseitig eine Anzeige in der größten Tageszeitung für einen EHF Cup. Das alles führte dazu, dass das Zuschauerinteresse als eher bescheiden zu bezeichnen ist. Mit dem Erfolg der Spanierinnen kamen auch die Leute und zwar mit Autos bis zum Platz vorgefahren. Leider verschwanden sie aber nach den Spielen genau so schnell, wie sie gekommen sind.

Die Shops und die Ernährungslage auf dem Gelände kann man als übersichtlich angeordnet bezeichnen. Turnierhemden waren nach drei Tagen in gängigen Größen ausverkauft. Zu essen bekam man Ciabatta, Toast und einen eher karg gestalteten Hamburger. Im VIP-Bereich gab es dazu Oliven und Erdnüsse. Also, wohl dem, der jeden Tag auf der Anlage war. Die Schiedsrichter im Übrigen nahezu immer, denn durch den Videoumpire werden nun vier Schiedsrichter pro Spiel benötigt.

Schnell gewöhnten wir uns nun daran, nach der Rückkehr in unser Hotel gegen 21.15 oder eher später, etwas essen zu gehen. Dankenswerterweise war das Hotel auch im Zentrum, so dass es bis zu diversen Restaurants nicht wirklich weit war. Nachteil war dagegen vielleicht dabei die Einfachverglasung mit der Lage zur Straße hin und das nächtliche Nachtleben. Irgendwann akzeptiert man aber auch, dass der Müll in Spanien eben um 1.30 h nachts abgeholt wird und angetrunkene Leute mitten in der Nacht lautstark nach der Polizia rufen.

Es gab einen freien Tag, den wir zusammen mit den Judges in Toleda verbrachten. Wirklich tolle Stadt! Ansonsten verbrachte ein Großteil meiner Kolleginnen die Vormittage damit, Schuhe zu kaufen. Das blieb mir erspart, da in Spanien Damenschuhe in Größe 42 nicht unbedingt gängig sind.

Unsere morgendlichen Läufer entdeckten insgesamt zwei Tote im nahe gelegenen Park. Von daher bin ich ganz froh, dass mein Turnierprogramm und die Vorbereitung auf meine Spiele seit jeher etwas gemütlicher ausfällt:-)

Meine insgesamt sechs Spiele waren gut bis sehr gut. Mal ging es um den Topplatz in Gruppe zwei, mal um den letzten Platz bei der CT oder eben das Erreichen des Endspiels. Leider hatte ich hier auch mein Negativerlebnis aufgrund eines nicht gegebenen 7-Meters. Zwar stand ich goldrichtig, aber die Spielerin lag auf der anderen Seite des Pfostens quer vor mir, so dass ich die Körperberührung des Balles nicht sehen konnte. Nervig ist dann, wenn die Kommentatoren sich unprofessionell vorbereiten und im Fernsehen verkünden, man hätte doch den Video Umpire um Entscheidung bitten können. Die Klärung solcher Spielszenen durch den Video Umpire ist aber grundsätzlich eben nicht vorgesehen. Sonst würden wir demnächst ja nicht mehr auf dem Spielfeld stehen, sondern in der Kabine des Aufnahmeleiters sitzen.

Mein großes Ziel, im Finale zu stehen, scheint dann auch jemand falsch interpretiert zu haben. Dort stand ich zwar, aber "nur" als Reserve. Nun gut, diesen Wunsch haben auch meine 13 anderen Kolleginnen gehabt und es war schon etwas Besonderes, das Endspiel von diesem Platz aus an zu schauen. Vor allem hatte man einen guten Einblick in die Emotionslage der beiden Teams auf den Bänken. Interessant war vor allen Dingen, die unterschiedliche Reaktion der beiden Trainer auf die jeweilige Spielsituation.

Nach den beiden getrennten Damen-Weltmeisterschaften in Perth und Madrid, stelle ich das Argument, für zwei Hauptsponsoren auch zwei WMs anzubieten, grundsätzlich einmal in Frage. Denn ob man die WM der Damen tatsächlich weltweit als super Hockeyprodukt (Fernsehaufnahmen, Organisation, Event, Spielniveau, Zuschauer, Ballkinder, Spiele auf dem 2. Platz) überhaupt verkaufen kann, bezweifle ich ganz stark!


2025 © VVIDeutscher Hockey-Bund e.V.Impressum