Wie sich
herausstellen sollte, war es nur
der Beginn einer steilen
Karriere, die mittlerweile sogar
zu einer Einstufung in den
elitären Kreis der
FIH-Schiedsrichter gipfelte. Der
Weg dorthin war allerdings nicht
immer ganz einfach. Auf Anraten
von Deutschlands
Damen-Schiedsrichterin Nummer
eins Ute Conen, zu der Cora ein
freundschaftliches Verhältnis
pflegt, versuchte sich Cora im
Rahmen eines Lehrgangs beim
Leverkusener „RTHC-Sommertreff“
im Sommer 2002 zum ersten Mal
ernsthaft an der Pfeife. Ihre
Leistungen beeindruckten die
Beobachter so sehr, dass die
Newcomerin sofort in die
Regionalliga der Männer
eingestuft wurde. Wie groß der
Unterschied zwischen einer
Freundschaftspartie und einem
Punktspiel jedoch sein kann,
erfuhr die junge Debütantin
gleich bei ihrem ersten
offiziellen Einsatz. „Es war ein
Oberligaspiel mit der Mülheimer
Bundesligareserve, bei dem es
echt ruppig zur Sache ging.
Leider war mein erfahrener
Kollege noch mehr überfordert
als ich. Dadurch ist uns das
Ding völlig aus den Händen
geglitten. An diesem Abend
dachte ich schon, dass es wohl
doch keinen Sinn macht mit der
Pfeiferei.“
Doch so schnell
wollte sich Cora dann doch nicht
aus der Bahn werfen lassen.
Einer Vielzahl gelungener
Auftritte in der Regionalliga
folgte 2003 der „Aufstieg“ in
die 1. Bundesliga der Damen.
Seitdem ist die Verteidigerin
von Eintracht Braunschweig (seit
2004) die erste Frau überhaupt,
die gleichzeitig als Spielerin
und Schiedsrichterin in
Deutschlands höchster
Spielklasse agiert. „Anfangs war
es schon ein komisches Gefühl,
sowohl für mich, als auch für
die Aktiven. Da wurden meine
Leistungen natürlich besonders
kritisch beäugt“, so Cora. Zu
ernsthaften Problemen kam es
aufgrund der ungewöhnlichen
Konstellation bislang nur
einmal. „Die Verantwortlichen
des Club an der Alster haben
sich im Vorfeld meiner ersten
Endrunde in Düsseldorf 2005
beschwert, dass ich als
Spielerin der Liga-Konkurrenz
nominiert wurde. Nachdem dann
aber eine Kollegin in der
Verlängerung des Halbfinals eine
umstrittene Entscheidung gegen
Alster getroffen hatte,
beschwerten sich kurioserweise
dieselben Leute, warum nicht
`die junge, gute
Schiedsrichterin´ diese Partie
gepfiffen hatte“, schmunzelt die
Liebhaberin mexikanischen
Essens, die vom KSR auch für die
Hallenendrunde 2006 in Elmshorn
nominiert wurde. Als Schlüssel
auf dem Weg nach oben bezeichnet
Cora aber eine
Regionalligapartie zwischen
Essen und Bonn aus dem Jahr
2004. Trotz voller Halle zeigte
sie in diesem Aufstiegsduell
eine so starke Leistung, dass
beide Beteiligten Teams sich im
Anschluss per Mail bei ihr
bedankten. „Da war zu lesen,
dass ab jetzt Frauen ruhig öfter
in der Regionalliga pfeifen
sollten. So etwas macht einen
schon ein wenig stolz.“
„Frauen
können jetzt ruhig öfter
Regionalliga pfeifen“
Den Ruf als eine
der besten deutschen
Schiedsrichterinnen genießt Cora
vor allem aufgrund ihres guten
Spielverständnisses und der
souveränen Ausstrahlung.
Allerdings gesteht sie
selbstkritisch eine kleine
Schwäche ein. „Ich bin häufig
noch zu sehr Spielerin und daher
ein bisschen zu weich, was die
Kartengebung angeht.“ Wenn dies
mal wieder der Fall war und Cora
unzufrieden von einer Partie
nach Hause fährt, wird die
benutzte Pfeife ganz weit nach
hinten ins Regal gelegt - und
fürs nächste Match eine andere
Farbe gewählt. „Da bin ich schon
abergläubisch. Im Schnitt
wechsle ich aber nur einmal pro
Monat mein Arbeitsgerät“, lacht
die 26-Jährige, die den
italienischen Fußball-Schiere
Pierluigi Collina als ihr großes
Vorbild bezeichnet. „Er ist
unheimlich charismatisch und
strahlt viel Selbstbewusstsein
aus. Dadurch wirkt er auch bei
schwierigen Entscheidungen fast
immer sicher und es kommt nur
ganz selten zu Diskussionen mit
den Spielern.“
„Das
Schweigen der Lämmer ist die
Mutter aller Horrorfilme“
Apropos
Diskussionen: Viel häufiger als
bei eigenen
Schiedsrichter-Einsätzen muss
sich Cora nach Ligaspielen im
Trikot der Eintracht mit
vermeintlichen
Fehlentscheidungen auseinander
setzen. Teamkameradin und
Nationallibera Tina Bachmann,
mit der sie in der Seidenstadt
eine WG bildet, ist bekannt für
ihre impulsive Art gegenüber den
Damen und Herren an der Pfeife.
„Da kommt es schon öfter vor,
dass wir nach einem Match mit
strittigen Situationen bis tief
in die Nacht debattieren.
Natürlich habe ich dabei
meistens Recht“, lacht Cora.
Wenn sie nicht
gerade auf dem Platz steht oder
nächtliche Diskussionen führt,
findet man Cora im Rechtshaus
der Fachhochschule Wolfenbüttel,
wo sie Wirtschaftsrecht
studiert. In ungefähr zwei
Jahren möchte sie dann gern im
Bereich Personalmanagement ins
Berufsleben einsteigen. In ihrer
Freizeit hat die sympathische
Brünette eine ganz besondere
Vorliebe: Horrorfilme. Ob „Das
Schweigen der Lämmer“ („Das ist
die Mutter aller Horrorfilme“)
oder auch „Seven“ und „The sixth
sense“ – Cora gerät bei
Produktionen dieses Genres ins
Schwärmen: „Solche Movies könnte
ich mir stundelang anschauen,
wenn sie eine vernünftige
Handlung und einen Touch von
Psychothriller mitbringen.“ Dass
sie aber auch ein Faible für
ganz „normale“ Dinge besitzt,
beweist Cora bei der Frage nach
weiteren Hobbies. „Ich gehe gern
mit unseren Braunschweiger
Teamkameradinnen aus und bin
generell gern unter Leuten, die
ich gut kenne. Mir gefällt
Braunschweig auch deshalb sehr,
weil man eigentlich immer
irgendwelche Freunde trifft,
wenn man in der Stadt unterwegs
ist.“
Trotzdem kann
sich der Südamerika-Fan („Ich
war durchs Hockey schon mehrfach
dort und fand es immer
faszinierend“) auch eine
Rückkehr in den westdeutschen
Raum sehr gut vorstellen. Zuvor
möchte sie aber die Karriere als
Spielerin noch einmal richtig
vorantreiben und mit der
Eintracht in den kommenden
Jahren um den DM-Titel
mitspielen. Dass sich dadurch
eventuell ihr weiterer Aufstieg
innerhalb der FIH-Referée-Gilde
verzögern könnte, stört die
selbstbewusste Studentin nicht.
„Ich bin noch so jung, dass ich
jetzt noch mal als Spielerin Gas
geben will. Warum sollte ich mir
jetzt schon Stress machen. Als
Schiedsrichterin zu den
Olympischen Spielen kann ich
auch noch mit 40 fahren!“ |