Jugendhockey

 

Begehrtes Objekt: der blaue DHB-Meisterwimpel (hier bei den Mädchen A).      Foto: L. Duensing

 

Herbstsonne und viele Zuschauer als schöner Rahmen

Nachlese zu den DM-Endrunden der Jugend / Das Fazit der DHB-Sportbeobachter

 

27.10.2015 - Von schönem Herbstwetter und vielen Zuschauern begleitet verliefen die sechs Endrunden um die Deutsche Feldmeisterschaft 2015 der Jugend. Was die offiziellen Sportbeobachter des Deutschen Hockey-Bundes bei den Turnieren in Krefeld, Mülheim, Berlin, Mannheim, Düsseldorf und Hamburg gesehen haben, verrieten sie der Redaktion von hockey.de.

 

Männliche Jugend A: Mülheim packt im richtigen Moment zu

Bei der MJA-Endrunde in Krefeld sah U18-Bundestrainer Akim Bouchouchi einen ersten Tag, der „so la-la“ über die Bühne ging. Alle vier Teams wirkten zeitweise verkrampft. „Sie hatten sich noch nicht so gefunden, was ja bei JA-Teams ja auch nicht ganz unüblich ist“, denkt Bouchouchi an das Hin und Her der 17- und 18-Jährigen zwischen Einsätzen in Herren- und Jugendmannschaften. So spielten fünf Mülheimer A-Jugendliche am Freitagabend noch Bundesliga und anschließend die U18-Endrunde. Kein Wunder, dass es da auch mal zu Durchhängern kam. „Aber sie haben sich mit ihrer Topbesetzung am Samstag trotz Rückstand nicht aus der Ruhe bringen lassen und vor allem Sonntag dann im richtigen Moment zugepackt“, beschrieb Akim Bouchouchi die Endrundendarbietung des alten und neuen Deutschen Meisters.
Hart gefordert wurde Mülheim nicht nur im Halbfinale vom Endrundengastgeber Crefelder HTC (3:2), sondern auch im Endspiel vom TC Blau-Weiß Berlin (5:4). „Das Tor zum 5:3 war der Todesstoß“, sah Bouchouchi den Knackpunkt im Finale, das wie auch das Spiel um Platz 3 „gutes Niveau“ besaß. Der Beobachter sah „die beiden vor allem taktisch flexibelsten Mannschaften“ im Finale, „aber im Halbfinale hätten auch beide stolpern können“. Die eingesetzten Schiedsrichter sah Bouchouchi als „gute Leiter“. Mit den durchaus vorhandenen Stresssituationen seien die Unparteiischen ordentlich umgegangen und hätten sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Mit Sonderpreisen ausgezeichnet wurden Torwart Philipp Spönemanns (Düsseldorf), Verteidiger Paul Dösch (Berlin), Mittelfeldmann Niklas Bosserhoff und Stürmer Malte Hellwig (beide Mülheim). Neben diesen vier verteilte Akim Bouchouchi auch an das UHTC-Abwehrduo Cornelius Heidmann/Tobias Terber, an die Mittelfeldleute Luis Gill (Berlin), Timm Herzbruch, Laurens Halfmann, Jan Schiffer (alle Mülheim), Raphael Hartkopf und Maximilian Keller (beide Düsseldorf) sowie Angreifer Ties Prinz (Berlin) ein Sonderlob. Der CHTC habe mit einer „super Ausrichtung“ (Bouchouchi) überzeugt.

Männliche Jugend B: Zweite Final-Halbzeit riss es für BHC raus

Dass alle vier Teams bei der MJB-Endrunde in Berlin „sehr eng beieinander lagen“, wie DHB-Beobachter Valentin Altenburg in seinem Fazit sagte, macht sich allein schon in den Halbfinalergebnissen bemerkbar. Hier konnten sich Düsseldorfer HC erst nach Verlängerung gegen Mannheimer HC sowie Berliner HC erst nach Siebenmeterschießen gegen Lokalrivale und Endrundenausrichter TC Blau-Weiss durchsetzen. Im Finale drehte der BHC dann einen 0:1-Pausenrückstand noch zum 2:1-Sieg. „Berlin ist aufgrund einer starken zweiten Halbzeit im Endspiel der verdiente Meister“, so der U21-Bundestrainer.
Neben der Wahl zu den Spielern, die an diesem Wochenende den Unterschied gemacht haben - Torwart: Lukas Lange (BHC), Abwehr: Linus Müller (DHC), Mittelfeld: Tino Volkert (BHC), Sturm: Masi Pfandt (DHC) -, ehrte der Bundestrainer auch den Mannheimer Daniel Schachner für sein besonderes Fairplay. Schachner hatte auf Nachfrage des Schiedsrichters ein bereits gegebenes Tor für seine Mannschaft zurücknehmen lassen, da er den Ball zuvor mit dem Fuß gespielt hatte.
Neben den vier besten Spielern sah der Altenburg weitere starke individuelle Leistungen. In seine „Elf des Tages“ wählte der Bundestrainer daher noch: Theo Hinrichs, Yannick Dehoff, Luis Holste (alle MHC), Yannick Epple, Raymund Hampe (beide BHC), Fedor Bock (TC BW) und Emil Schaefer (DHC).
„Die gewohnt exzellente Arbeit von Schiedsrichter-Beobachter René Pleißner hat sich auf die vier hervorragenden Schiedsrichter übertragen. Hockey mit guten Schiedsrichtern macht einfach Spaß!“, lobte Valentin Altenburg die Unparteiischen in höchsten Tönen. Gleiches galt für die „besonders gute Ausrichtung“ des TC Blau-Weiss.

Bundestrainer Valentin Altenburg (Zweiter von links) mit den "Allstars" der MJB-Endrunde: Lukas Lange, Linus Müller, Tino Volkert und Masi Pfandt (von links).    Foto: Staiger 

 

Knaben A: Mülheim eine Klasse für sich

12:1 Tore im DM-Halbfinale und Endspiel. Allein diese Zahlen verdeutlichen die Überlegenheit, die der HTC Uhlenhorst Mülheim bei der Endrunde der Knaben A in Düsseldorf an den Tag legte. 7:0 im Halbfinale gegen Alster Hamburg und 5:1 im Endspiel gegen Gastgeber Düsseldorfer HC siegte der alte und neuen Feldmeister Mülheim. „Die Ergebnisse haben auch in dieser Höhe gepasst“, kommentierte DHB-Beobachter Johannes Schmitz den Leistungsunterschied zwischen den dominanten Uhlenhorstern und den anderen Teams.
Düsseldorf habe im Finale beim Stand von 1:0 die Chance gehabt, der Partie vielleicht eine Wende zu geben. „Da hätte der DHC das Unentschieden machen können“, sah Schmitz die einzige kurze Wackelphase des späteren Siegers. Der Unterschied zwischen Mülheim und dem Rest? „Uhlenhorst hat drei bis fünf herausragende Spieler, kann aber auch tolles Kombinationsspiel aufziehen und wirkt taktisch schon sehr reif für einen KA-Mannschaft“, so Schmitz. Die vier Sonderpreise vergab er an Torwart Konstantin Junke (DHC), Abwehrspieler Moritz Ludwig (UM), Mittelfeldakteur Luca Wolf (Alster) und Stürmer Elian Mazkour (UM). Ebenfalls einen starken Eindruck hinterlassen hätten Linus Simons (DHC), Benedikt Schwarzhaupt (Flottbek) und Jonas Seidemann (UM).
Die Schiedsrichter kamen ohne Karten aus und leiteten souverän. „Aber die Spieler haben es ihnen auch nicht sehr schwer gemacht“, meinte Schmitz. Viele Zuschauer an beiden Tagen rundeten die gute Ausrichtung des DHC ab.

Weibliche Jugend A: Ausbaufähige Leistungen

U21-Bundestrainer Marc Haller war von den Darbietungen bei der Weiblichen Jugend A in Mülheim nicht gerade begeistert. „Die Leistungen waren ausbaufähig“, bemühte sich Haller um eine diplomatische Formulierung. Sowohl in den beiden Halbfinalbegegnungen als auch in den Platzierungsspielen am Sonntag erlebte der DHB-Beobachter „mal gute Abschnitte, aber auch viel Phasen, in denen gar nichts lief“. Mäßiges Spieltempo und unsauberes Passspiel zogen sich leider wie ein roter Faden durchs Wochenende. Auch für Marc Haller erstaunlich war, dass Gastgeber Uhlenhorst nicht seiner vermeintlichen Favoritenstellung gerecht werden konnte. „Die sind ein bisschen unter Wert geschlagen worden, aber einige haben einfach nicht ihre maximale Leistung abrufen können“, meinte Haller.
Dass sich am Ende der Club Raffelberg - erst 1:0 gegen Mülheim und im Finale 4:2 gegen Berliner HC - durchsetzte, empfand der Beobachter als gerechtfertigt. „Raffelberg hat die beste Mannschaftsleistung auf den Platz gebracht, hatte zudem die stärkste Torhüterin.“ Mit Sonderpreisen bedachte Haller Torhüterin Johanna von dem Borne (CR) und die Feldspielerinnen Pia Maertens (CR), Julia Meffert (MHC) und Nicola Pluta (UM).
Trotz des Halbfinale-Ausscheidens von Gastgeber Uhlenhorst sei die Stimmung auf den gut besuchten Rängen auch am Sonntag gut gewesen. Weil Mülheim gleich um die Ecke liegt, sorgten im Finale vor allem Duisburger Besucher für die würdige DM-Kulisse (400 Zuschauer). Die Leistung der Schiedsrichter beschrieb Marc Haller als „auffällig unauffällig, nämlich angenehm ruhig und sachlich“.

Weibliche Jugend B: Bremen effektiver als Mannheim

Bei der Endrunde der Weiblichen Jugend B in Mannheim hielt sich der Spannungsfaktor am Samstag in Grenzen, da beide Halbfinalspiele eine sportlich eindeutige Sache waren. „Mannheimer HC und Bremer HC waren gegenüber Eintracht Braunschweig und Dürkheimer HC doch klar überlegen und haben sich aufgrund ihrer Spielstärke völlig verdient für das Finale durchgesetzt“, kommentierte Beobachter Aditya Pasarakonda die mit 3:0 (MHC – EB) und 7:1 (BHC – DHC) endenden Halbfinalpartien.
Was am ersten Tag also weitgehend fehlte, war am Sonntag im Übermaß vorhanden: Spannung. Die beiden Finalisten lieferten sich einen heißen Kampf, bei dem Gastgeber Mannheim meist spielüberlegen agierte, aber Bremen die größere Effektivität für sich beanspruchen konnte. So nutzte der BHC gleich seine erste Großchance zur Führung. Der MHC musste viel investieren, bis er die überragende BHC-Torhüterin Mali Wichmann endlich einmal überwinden konnte. Mit 1:1 endete die Partie. In der Verlängerung ein unverändertes Bild: Mannheim machte mehr fürs Spiel, Bremen hatte dagegen die beste Torchance. Es blieb aber beim Unentschieden, so dass das Siebenmeterschießen entscheiden musste. Hier setzte sich der BHC 3:2 durch.
„Bremen hat das Maximale herausgeholt, beim MHC wird das Finale eher ein unzufriedenes Gefühl hinterlassen, denn man sieht sich für den betriebenen hohen Aufwand und die größeren Spielanteile eben nicht belohnt“, so der U16-Bundestrainer, der insgesamt von einem sportlich „ordentlichen, aber nicht überragenden Niveau“ der Endrunde sprach.
In das Allstarteam wurden von den Turnieroffiziellen Torhüterin Mali Wichmann (BHC), Verteidigerin Sonja Zimmermann (MHC), Mittelfeldspielerin Camille Nobis (MHC) und Stürmerin Paula Heuser (BHC) berufen. „Von ihren Leistungen hätten auch Clara Roth, Emma Förter und Emma Davidsmeyer zu diesem Kreis gehört“, sah der DHB-Beobachter weitere herausragende Spielerinnen bei den beiden Finalisten.
Die vier jungen Schiedsrichterinnen hatten nach Ansicht von Aditya Pasarakonda „einige knifflige Situationen“ zu bestehen. Vor allem bei der Beurteilung der vielen Schlenzbälle vermisste der Bundestrainer „eine einheitliche Linie“. Bei aller punktueller Kritik sei die SR-Leistung aber „okay“ gewesen, so Pasarakonda. Gut 300 Zuschauer bildeten beim Finale eine würdige und stimmungsvolle Kulisse bei der durch gute MHC-Organisation gekennzeichneten Endrunde

Mädchen A: Spielstarke Endrunde auf hohem Niveau

Erfreut über eine „gute, spielstarke Endrunde auf hohem Niveau“ zeigte sich Markku Slawyk. Der U18-Bundestrainer war als Beobachter bei den Mädchen A in Hamburg, wo es – dramaturgisch passend – zu einem Heimderby im Finale kam. Am Samstag sah Slawyk ein „hochklassiges erstes Halbfinale“, bei dem der spätere Meister UHC eine 2:0-Führung gegen Krefeld noch verspielte, sich aber im Siebenmeterschießen durchsetzen konnte. Viel klarer verlief das zweite Halbfinale zugunsten von Klipper, „weil Mülheim keinen guten tag, keine gute Endrunde hatte“ (4:2).
Im Finale vor großer Zuschauerkulisse empfand Markku Slawyk den UHC als „anfangs wacher“. Die verdiente 1:0-Führung hing später aber am seidenen Faden, da Klipper vor allem mit seiner stärksten Waffe, den für MA-Verhältnisse schon sehr beachtlichen Eckenschlenzball von Antoinia Kruse, die Partie durchaus hätte drehen können. Pfosten und Pech verhinderten mehrfach den Ausgleich. Dann fiel irgendwann das 2:0, das der UHC trotz eines Klipper-Anschlusstreffers zum „letztlich verdienten Sieg“ reichte.
Zufrieden zeigte sich der Bundestrainer von der guten Athletik bei „vielen schnellen Spielerinnen“. Die Jahrgänge 2001 und 02 versprechen eine gute Basis. Die Sonderpreise verteilte Slawyk an Torhüterin Lara Behn (UHC) und die Feldspielerinnen Lisa Nolte (CHTC), Liz Elaine Stange (Klipper) und Yani Zhong (UHC). Auch Theresa Westhoff (Klipper), Lisa Musci, Fenna Slawyk (beide UHC), Sara Strauß (CHTC) und Luca Scheuten (Mülheim) hätten überdurchschnittliche Leistungen abgeliefert.
Eine „tolle Organisation“ bei einer „runden Veranstaltung“ attestierte der Bundestrainer dem Klipper THC. Die Schiedsrichter hätten „keine spielentscheidenden Fehler gemacht“ und ihren Job insgesamt „gut“ erledigt.

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27. April 2024
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