Jugendhockey

 

Szene aus dem DM-Finale der Weiblichen Jugend B in Hamburg. MHC-Stürmerin Camille Nobis vor Alster-Torhüterin Viktoria Küstermann. Bis zum letzten Platz gefüllt war die Tribüne der Alster-Halle.   Foto: Wegerich

 

Mannheim, Mannheim, Mannheim!

Das Fazit der DHB-Sportbeobachter von der Hallen-DM im weiblichen Nachwuchs

 

22.02.2016 - Die Bundestrainer Marc Haller (Weibliche Jugend A in Mannheim), Markku Slawyk (Weibliche Jugend B in Hamburg) und Aditya Pasarakonda (Mädchen A in Bad Kreuznach) sahen bei den Deutschen Hallenmeisterschaften zusammen mit vielen Zuschauern überall eine Mannheimer Mannschaft als Sieger hervorgehen. Leidtragender der Erfolge für MHC (WJA und WJB) und TSVMH (MA) war vor allem der Club an der Alster, der sich in allen drei Konkurrenzen ins Finale vorgespielt hatte, doch am Ende leer ausging. Das Fazit der DHB-Sportbeobachter.

 

Weibliche Jugend A: MHC mit geschlossener Mannschaftsleistung zum Titel

Mannheim im Freudentaumel. Die aktuelle Hochburg des weiblichen Hallenhockeys feierte zwei Wochen nach dem DM-Titel der MHC-Damen innerhalb weniger Minuten gleich drei weitere Meistertitel für die Quadratestadt. Am emotionalsten war es wahrscheinlich bei der Weiblichen Jugend A, weil dieser Sieg in eigener Halle gelang. „Der Mannheimer HC hatte einfach das beste Gesamtpaket. Mit herausragenden Einzelspielerinnen gesegnet, bot das Team auch eine geschlossene Mannschaftsleistung“, sah Bundestrainer Marc Haller einen verdienten Erfolg des DM-Gastgebers.
Dass „sogar die zweite Garde wichtige Tore schoss, zeigt die Leistungsbreite des Kaders“, so Haller in Anspielung auf das 1:0 durch Rosalie Fayner im Endspiel gegen den Club an der Alster Hamburg. Als nach der Pause Nike Lorenz per Ecke auf 2:0 erhöhte, schien alles klar. Doch nach dem Anschlusstor von Benedetta Wenzel wurde es nochmal eng. Aber Mannheim brachte das 2:1 über die Zeit und holte sich wie im Vorjahr den blauen Wimpel. Es war der vierte innerhalb von sechs Jahren.
Der DHB-Beobachter hatte eigentlich Mülheim im Endspiel gegen Mannheim erwartet, doch die favorisierten Uhlenhorsterinnen scheiterten im Halbfinale gegen Alster. „Da hat Alster mit einer taktisch geschickten Defensivleistung für eine Überraschung gesorgt“, sagte Haller. Insgesamt war der U21-Nationalcoach nicht übermäßig angetan vom sportlichen Niveau der Meisterschaft. „Ich habe schon bessere DM-Turniere der weiblichen Jugend A gesehen“, so Haller. Dabei hätten die acht beteiligten Mannschaften „aus ihren Möglichkeiten mit guter Taktik noch das Beste herausgeholt“. Doch „zu wenige Toptalente“ ließen sich eben irgendwann auch nicht mehr kompensieren. In vielen DM-Spielen hätten „Tempo bei den Kontern gefehlt“, viele Angriffsszenen wären in den Ecken des Schusskreises im Sande verlaufen, weil die aufmerksamen Abwehrreihen meist wenig Mühe mit dem oft vorhersehbaren Angriffsspiel des Gegners hatten. Haller fehlte es an offensiver Kreativität.
Drei individuelle Sonderpreise vergab der Bundestrainer an Torhüterin Lisa-Renée Schäfer (Hanau), Abwehrspielerin Hanna Granitzki (Alster) und Angreiferin Julia Meffert (MHC). Fünf weitere Spielerinnen überzeugten Haller gleichfalls: Nele Aring und Benedetta Wenzel (beide Alster), Teresa Martin Pelegrina und Lara Birkner (beide Mülheim) sowie Nike Lorenz. Dass die Mannheimer Nationalspielerin aufgrund eines anstehenden A-Kader-Feldlehrgangs in den Gruppenspielen noch weitgehend geschont werden konnte, ohne die Halbfinalteilnahme zu gefährden, zeigt die Überlegenheit des MHC.
Die Schiedsrichterleistungen beschrieb Marc Haller als „sachlich und ruhig“, wozu die Spielerinnen durch ihr sehr ruhiges Verhalten auch positiv beigetragen hätten. Angetan war der Bundestrainer von der ebenso professionellen wie herzlichen Organisation des Ausrichters MHC, der mit der gut besuchten vereinseigenen Halle eine „ideale Größe für die DM“ besaß.

Weibliche Jugend B: Seriensieger MHC nicht zu schlagen

Als Hanseat hätte Markku Slawyk natürlich dem Club an der Alster Hamburg im Finale den Sieg und damit den Titel gegönnt, zumal Alster ja auch Gastgeber dieser Deutschen Meisterschaft der Weiblichen Jugend B war. Es sollte anders kommen. Ein frühes Eckentor von Sonja Zimmermann bescherte den 1:0-Sieg des Mannheimer HC. Es war der vierte (!) WJB-Hallenmeistertitel für die Badenerinnen in Folge. Und der U18-Bundestrainer war in seinem Fazit auch Profi genug, um festzustellen, dass der neue/alte Meister MHC „in der Breite eine noch höhere Qualität besitzt als die beiden stärksten Konkurrenten“. Damit meinte Slawyk den Endspielgegner Alster sowie das drittplatzierte Uhlenhorst Mülheim, das an den beiden Finalisten „nahe dran“ gewesen sei.
Nach diesen drei Teams stellte der DHB-Beobachter „einen kleinen Bruch“ zu den weiteren fünf DM-Mannschaften fest. Wobei Markku Slawyk sogleich das ausgesprochene Pech des Club Raffelberg erwähnte. Der West-Vizemeister, nach Auffassung des Bundestrainers „eigentlich klarer Halbfinalkandidat“, musste vor dem letzten und entscheidenden Gruppenspiel gegen Harvestehude auf seine Führungsspielerin Pia Maertens verzichten. Sie zog sich beim Warmspielen einen Kapselriss im Knie zu. Geschockt von diesem Vorfall verpasste Raffelberg die Vorschlussrunde und wurde am Ende Sechster.
Von einer DM auf sportlich „gutem Niveau“ sprach der Bundestrainer, die vielen renommierten Vereinstrainer hätten wir für eine gute Ausbildung der Spielerinnen gesorgt. So fiel es Markku Slawyk auch nicht ganz leicht, ein Allstar-Team zu bilden. Die Wahl fiel auf Karlotta Lammers (HTHC), Emily Kerner (Alster), Emma Förter, Sonja Zimmermann (beide MHC) und Emma Boermans (Mülheim). „Die interessanten Kandidatinnen aus dem Kader haben ihr Können bestätigt“, sagte Slawyk und hob namentlich die weiteren Torhüterinnen Johanna von dem Borne (CR), Lisa Bartkowiak (Mülheim) und Mali Wichmann (Bremen) sowie die Feldspielerinnen Selina Danger, Marisa Martin Pelegrina (beide Mülheim), Majlis Buhmann (Alster), Clara Roth, Stine Kurz, Camille Nobis (alle MHC), Charlotte Gerstenhöfer (Dürkheim), Pia Maertens (CR) und Philin Bolle (München) hervor.
Schiedsrichterleistungen hatte Markku Slawyk „schon bessere bei solchen Endrunden gesehen“, doch die „ein oder andere Unsicherheit“ der Nachwuchsunparteiischen haben sich „zum Glück nicht spielentscheidend ausgewirkt“.
Ein großes Lob an den DM-Ausrichter Alster hatte der Bundestrainer übrig. Neben einer Top-Organisation (vom professionellen Hallensprecher bis zum perfekten Shuttleservice) gab es das ganze Wochenende über gefüllte Tribünenränge und einen beeindruckenden Lärmpegel. „Ich brauche jetzt erstmal zwei Tage“, so Slawyk, „um die Ohren wieder auf Normalbetrieb zu bekommen.“

Mädchen A: TSV Mannheim mit zwei entscheidenden Vorteilen

Genau 20 Jahre nach dem ersten Hallenmeistertitel bei den Mädchen A gewann der TSV Mannheim seinen zweiten blauen Meistertitel in dieser Altersklasse. In Bad Kreuznach setzte der süddeutsche Meister im DM-Finale durch Tore von Vera Schultz und Jana Hohlweg mit 2:0 gegen den Club an der Alster Hamburg durch. „Mannheim war die körperlich ausgereifteste Mannschaft dieser DM, war auch am effektivsten bei der Verwertung seiner Torchancen“, sah DHB-Beobachter Aditya Pasarakonda die vielleicht größten Vorteile des TSV. Außerdem hätten die beiden Finalisten „von allen am besten verteidigt“.
Weil sie in der Abwehrkunst eben (noch) nicht das Niveau von Mannheim oder Alster besessen hätten, blieb anderen Teams der Sprung ganz nach vorne verwehrt. Am ehesten verdient gehabt hätte dies nach Auffassung des U16-Bundestrainers Eintracht Braunschweig. Den Niedersächsinnen attestierte Pasarakonda „die beste Offensive“ und ein „für ihre junge Mannschaft technisch und taktisch hohes Niveau“. Dass auch der am Ende letztplatzierte Berliner HC „offensiv gut im Aufbau spielte“, war für den Beobachter ein Beleg dafür, „dass hier keine einzige Mannschaft abgefallen ist und es alles sehr enge, ausgeglichene Spiele waren“. Und dies auf einem „guten Niveau“. Da in vielen Mannschaften auch schon Spielerinnen der Jahrgänge 2002 und sogar 2003 sich als technisch und taktisch gut ausgebildet präsentierten, ist der Bundestrainer guter Hoffnung, dass wieder einige interessante Talente an die Tür zur U16-Nationalmannschaft anklopfen werden.
Ins Allstar-Team der DM berief „Adi“ Pasarakonda Torhüterin Tara Schubert (Braunschweig) und die Feldspielerinnen Majandra Tinius (EB), Paula Brux (Gladbach), Sara Strauß (Krefeld), Tara Duus (Mannheim) und Felicia Wiedermann (Alster). Starke Leistungen hätten auch Alessa Volkert, Caroline Dörrer, Linnea Weidemann (alle BHC), Pauline Heinz (Rüsselsheim), Lisa Nolte (Krefeld), Luisa Fasold (EB) und Yara Mandel (München) gezeigt.
Mit den Schiedsrichterleistungen zeigte sich der Bundestrainer zufrieden. „Das war gutes Niveau, weil auch der Umgang zwischen Offiziellen, Trainern und Schiedsrichtern sehr gut gewesen ist.“ Dem Kreuznacher HC als erfahrenem Ausrichter von solchen Turnieren bescheinigte Pasarakonda eine gelungene Organisation. Die vielen Fans und Eltern auf der Tribüne hätten für eine „Topstimmung“ in der Halle gesorgt.

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19. Mai 2024
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