Feld 2005/06

 

Samstag, 24. Juni 2006

Stuttgarter Kickers - Münchner SC
4 : 1   (1:1)

Zweite Halbzeit "wie von einem anderen Stern"

Auf den „Pott“ schielte Dietmar Alf schon nach dem Halbfinalsieg. „Den will ich jetzt auch mitnehmen“, hatte der CHTC-Trainer seinem Team eingeimpft. Kickers-Coach Thomas Dauner wusste folglich, dass seiner Mannschaft im Finale ein heißer Tanz bevorsteht. Die Westdeutschen hatte er ohnehin als großen Konkurrenten auf der „Meisterschafts-Rechnung“ – und wollte ihnen selbstverständlich einen Strich durch eben jene machen. Natürlich: An den Sieg glaubten beide Mannschaften vor dem Finale im Warsteiner Hockeypark. „Aber mit Glauben allein kommt man im Hockey nicht weit“, stellte Dauner klar.

Dementsprechend engagiert gingen beide Teams von Beginn an zu Werke. Vor gut 3000 Zuschauern entwickelte sich ab der ersten Minute ein echtes Klasse-Spiel. Bereits nach zwei Minuten parierte Kickers-Keeper Tim Jessulat einen Stecher von Benjamin Weß mit einem Blitz-Reflex, auf der anderen Seite rettete Christian Schulte in höchster Not gegen Sascha Reinelt. Damit war klar: In dieser Partie ist jede Menge Dampf drin. Das erste Mal Dampf ablassen konnten die Krefelder in der neunten Minute – mit einem ausgiebigen Torjubel. Matthias Witthaus hatte einen Konter über Philipp Steffen eingeleitet, dessen Pass Tim Witthaus zum 1:0 verwertete. Für den Youngster war es der Auftakt eines Spiels, das für ihn vor allem eines bleiben wird: unvergesslich. Denn so richtig in den Griff bekam die Stuttgarter Abwehrreihe den quirligen 21-Jährigen im Verlauf der Partie nicht. Vor allem bei den schnellen Krefelder Kontern war er stets einer der Aktivposten. Doch zunächst konnten diese der Kickers-Defensive nicht weiter zusetzen.

Es dauerte bis zur 20. Minute, ehe Philipp Steffen nach einer blitzschnellen Kombination über die Witthaus-Brüder knapp verzog. Zehn Minuten später rückte der Titelverteidiger das Kräfteverhältnis wieder gerade: Wie schon im Halbfinale gegen den Münchner SC erzielte Björn Emmerling nach Strafecke den 1:1-Ausgleich. Stuttgart hatte die Partie in dieser Phase recht gut unter Kontrolle, doch kurz vor der Pause hieß es für die Süddeutschen noch einmal durchatmen. Alan Butt und Tim Witthaus bekamen den Schläger jedoch nicht mehr an eine brandgefährliche Flanke von Till Kriwet. Es blieb beim 1:1. Mit dem Unentschieden ging es in die Pause.

Und dann kamen die 35 Minuten, in denen Krefeld beinahe alles gelang. „Da haben wir gespielt wie von einem anderen Stern“, sagte Tim Witthaus später. So sehr man den Kickers ihr Bemühen ansah: Der CHTC war meist den entscheidenden Tick schneller. „Möglicherweise war der Akku bei uns leer“, meinte Dauner. Denn nachdem die Westdeutschen in der 39. Minute erneut durch Tim Witthaus in Führung gegangen waren, bot das Team von Dietmar Alf perfektes Konterhockey. Während die Kickers versuchten, Druck aufzubauen und gefährlich vor das Gehäuse von Jessulat zu kommen, zog sich der CHTC geschickt in die eigene Hälfte zurück. Aus dem sicheren Defensiv-Verbund wurde bei Ballbesitz blitzschnell auf Konter umgeschaltet. Beinahe überfallartig wurden diese vorgetragen, die Räume in der Kickers-Hälfte clever genutzt. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. In der 49. Minute lenkte Michael Brembach eine Flanke von Jan Broja im Fallen zum 3:1 ins Tor. „Das war die Vorentscheidung“, wusste Dauner. Doch die Stuttgarter steckten nicht auf. Noch einmal bot sich ihnen die Gelegenheit, wieder auf ein Tor heranzukommen. Aber Christian Schulte stand goldrichtig und vereitelte die Chance von Thomas Burkert (50.). Als Alan Butt in der 51. Minute auf 4:1 erhöhte, war die Partie endgültig entschieden.

Den Schwaben fehlte es nun an den notwendigen Mitteln, um sich ins Spiel zurückzukämpfen und das Unmögliche doch noch möglich zu machen. Ohne selbst zu nennenswerten Torchancen zu kommen und zumindest ein wenig Ergebniskosmetik zu betreiben, ergaben sich in der Schluss-Viertelstunde mehr und mehr Räume für Krefeld. Den CHTC-Kontern hatte Stuttgart jetzt kaum noch etwas entgegenzusetzen. Folgerichtig erhöhten Benjamin Weß (55.), Philipp Steffen (60.) und noch einmal Tim Witthaus (64.) auf 7:1. Der erste Meistertitel im Feld war für den CHTC besiegelt.

Schon Minuten vor Spielende lagen sich die etwa 650 mitgereisten CHTC-Fans in den Armen. Dann war es soweit: Die Westdeutschen konnten die Sektkorken knallen lassen. „Das ist der größte Tag meiner Karriere. Heute ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen“, ließ Tim Witthaus seiner Freude freien Lauf. Dietmar Alf genoss den Moment des Triumphes und schaute noch einmal auf eine bewegende Saison zurück: „In der Rückrunde sind wir durch ein Tal der Tränen gegangen. Aber das hat uns stark gemacht, da haben wir uns als Mannschaft gefunden. Und unsere Fans haben uns im Finale phantastisch nach vorne getrieben. Es war ein tolles Spiel.“ Doch in der Stunde des Sieges hatte Alf auch Trost für die Kickers parat. Das Ergebnis spiegele nicht die Leistung der Schwaben. „So deutlich, wie es das 7:1 vermuten lässt, war der Spielverlauf nicht. Wir haben hier ja keinen Klassen-Unterschied gesehen, sondern zwei Mannschaften auf Augenhöhe. Stuttgart hat in dieser Saison Hervorragendes geleistet.“ Sein Kollege Thomas Dauner gratulierte dem CHTC. „Krefeld war heute stärker und hat die Meisterschaft verdient. Ich habe geglaubt, wir würden nach dem 1:2 noch einmal zurückkommen. Aber es lief heute ganz einfach nicht.“ Den Jubel der CHTC-Spieler brachte Witthaus auf den Punkt: „Heute wird nur noch gefeiert.“

Tore: 1:0 (9.) Tim Witthaus, 1:1 (30./E) Björn Emmerling, 2:1 (39.) Tim Witthaus, 3:1 (49.) Brembach, 4:1 (51.) Butt, 5:1 (55.) Benjamin Weß, 6:1 (60.) Steffen, 7:1 (64.) Tim Witthaus.

E: 0/4. Z: 3200. SR: Markus Petter, Richard Wolter (Hamburg, Baunschweig); souverän.

Gelb: Stoffels, Heink (Kickers).

Andreas Buchbauer

1. BL Herren

 Samstag, 24. Juni
  » CadA - CHTC  1:3 (0:2)
  » StKi - MSC  4:1 (1:1)
 Sonntag, 25. Juni
  » CHTC - StKi  7:1 (1:1)
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Statistik


 Tore
6'0:1J.Specht
24'1:1B.Emmerling (E)
39'2:1S.Wagner (E)
47'3:1M.Wüterich (7m)
53'4:1P.Heink

 Karten
StKiN.Emmerling (G)
 Ecken
StKi5 (2)
MSC8 (0)
 7-Meter
StKi1 (1)

 Schiedsrichter
Markus Petter
Richard Wolter
Petter, Wolter (Hamburg, Baunschweig) souverän
1500Zuschauer


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